Aufgaben und Geschichte 

In der Entwicklungsgeschichte der Seestreitkräfte der DDR spielten die verschiedenen Typen von Torpedoschnellbooten (TS-Boote) eine wesentliche Rolle bei der fortlaufenden Erhöhung der Kampfkraft und Gefechtsbereitschaft der NVA. Angesichts der forcierten maritimen Aufrüstung im Ostseeraum und dessen Zugängen wurde Ende der 50er Jahre beschlossen, in den Seestreitkräften der NVA Stoßkräfte aufzubauen. Sie sollten der Gefahr einer Aggression wirkungsvoll begegnen können. Für die vorgesehene Einführung von Torpedoschnellbooten lieferte die sowjetische Verteidigungsindustrie eine größere Serie zweirohriger TS-Boote des Projektes 183. Eine erste Gruppe von neun Booten wurde am 5. November 1957 von sowjetischen Besatzungen im Marinestützpunkt Parow übernommen. Weitere fünf Boote folgten dann 1958, die restlichen 13 Boote eines etwas verbesserten Typs wurden 1960 übergeben. Mit den insgesamt 27 übernommenen  Booten wurde eine TS-Brigade im Bestand von 3 Abteilungen zu je 9 Booten formatiert. Jeder Abteilung wurde ein schwimmender Stützpunkt zugeordnet. Diese Wohnschiffe dienten als Unterkunft für die Besatzungen sowie zur Sicherstellung der Versorgung der Boote mit Treibstoffen, Verpflegung und Bewaffnung.  

Die Hauptaufgabe der TS-Boote der ersten Generation war das Führen von überraschenden Torpedoschlägen gegen Überwasserkräfte zu jeder Tages- und Nachtzeit. Darüber hinaus konnten die Boote zum Legen von Minensperren, zur U-Boot-Abwehr und zur Aufklärung eingesetzt werden.

Nach der Namensgebung "Volksmarine" an die Seestreitkräfte der NVA erhielten auch alle TS-Boote Namen von ehemaligen Widerstandskämpfern und Teilnehmern am national-revolutionären Krieg in Spanien 1936-39.

1962 wurde der dritte schwimmende Stützpunkt auf der Peenewerft Wolgast fertig gestellt, so dass die TS-Brigade wie folgt zusammen gesetzt war: 2. TS-Abteilung mit den schwimmenden Stützpunkt H62 und den Bootsnummer 621 - 629, 4. TS-Abteilung mit den schwimmenden Stützpunkt H64 und den Bootsnummern 641 - 649 und 6. TS-Abteilung mit den schwimmenden Stützpunkt H66 und den Bootsnummern 661 - 669.

Die TS-Brigade war der 6. Flottille mit Standort Dranske auf Rügen zugeordnet.  Bis zur Fertigstellung der Dienststelle Dranske im Jahre 1963 waren die 3 TS-Abteilungen hauptsächlich in den Standorten Rostock, Warnemünde, Prerow, Saßnitz, Parow, Gager, Peenemünde und Dänholm stationiert.

Ende 1967 wurden die ersten TS-Boote des Projektes 183 nach Erreichen ihrer Nutzungsgrenze außer Dienst gestellt. Einige Boote wurden zu schnellen Rettungsbooten (R 71, R 72) oder zu Zielbooten umgebaut und noch einige Zeit in der Sicherstellung der Gefechtsausbildung genutzt. Drei Boote wurden ohne Torpedobewaffnung der Grenzbrigade Küste übergeben und hier ebenfalls noch einige Zeit als Grenz-Kontrollboote eingesetzt.

Die TS-Boote FIETE SCHULZE und WOLFGANG THIES wurden nach ihrer Außerdienststellung mit Werfthilfe dem Ansehen der Schnellboote der ehemaligen deutschen Kriegsmarine angepasst. Mit ihrer Hilfe  wurde der fünfteilige Dokumentarfilm des Fernsehens der DDR "Rottenknechte" gedreht.

Ab 1968 übernahm die Volksmarine von der sowjetischen Seekriegsflotte vierrohrige TS-Boote einer neuen Generation.